Für den heutigen Abend ist eine russlandweite Aktion zur Unterstützung von Alexei Nawalny anberaumt. Die Form ist denkbar einfach wie poetisch: Wenn es dunkel geworden ist, soll man aus dem Haus treten und draußen eine (Taschen)Lampe anmachen, es auf Foto/Video festhalten und nach 15 Minuten wieder reingehen. Sofort gab es die erwartbare Reaktion des Staates, die in ihrer Absurdität und Lächerlichkeit mittlerweile typisch ist. So setzte der Dumavizevorsitzende Pjotr Tolstoj (ein Nachfahre des berühmten Schriftstellers) diese Aktion mit angeblichen Überläufern gleich, die während der Leningrader Blockade der deutschen Wehrmacht Informationen mit Hilfe von Lichtzeichen übermittelt hätten. Dass diese Information falsch ist und dass es solche Fälle während der Blockade nachweislich nie gegeben hat- geschenkt. Vertreter*innen des Staates und der Gesellschaft ist heutzutage kein Herbeiziehen der Thematik des “Großen Vaterländischen Krieges” zu blöd oder zu unpassend, um politische Opposition scheinbar zu delegitimieren. Das anschaulichste Beispiel dafür dürfte der momentan laufende Strafprozess gegen Alexei Nawalny sein: Ihm wird die Beleidigung eines 95-jährigen Weltkriegsveteranen vorgeworfen. Zu den absurdesten Momenten dieser abartigen Verhandlung war vorgestern, beim zweiten Prozesstag, der Moment, als die Staatsanwältin Frolowa minutenlang die Lebensgeschichte des “Geschädigten” Veteranen Ignatenko vorliest bei der zahleiche Schilderungen des von ihm erlebten Kriegsgeschehens im Mittelpunkt stehen. Die Frage Nawalnys, was diese Ausführungen mit dem Prozess zu tun hätten, wurden ignoriert.

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